Seit meiner Verlagsgründung im September 2019 ist schon wieder so viel passiert! Langsam muss ich in neuen Dimensionen denken, die mir vor einem Jahr noch utopisch erschienen wären. Es ist ein ständiges Auf und Ab, aber es geht voran. Welche spannenden Entwicklungen die letzten Monate für mich mit sich brachten, schildere ich Dir im Folgenden.
Wie ich mit Rückschlägen umgehe
In meinem letzten Post Ein Amazon-FBA-Traum zerplatzt hatte ich ja um Eure Hilfe gebeten. Vielen Dank für die vielen Ratschläge, die mich per Kommentar, WhatApp, Messenger oder Email erreichten! Ich habe immer gedacht die Posts liest eh keiner. Für mich war es eine gute Methode, zum einen meinen Weg zu dokumentieren und zum anderen meine Gedanken zu ordnen und den Kopf freizubekommen. Um so schöner ist es zu erfahren, dass es so viele liebe Mensche gibt, die mit einem mitfiebern und mit guten Ratschlägen zur Seite stehen.
Eine von diesen hilfsbereiten Menschen ist Anna Borchert. Sie hatte mich ursprünglich mit einer Frage zur Konvertierung ins mobi-Format kontaktiert. Daraus entwickelte sich ein recht lebhafter Emailverkehr, der für mich sehr spannend war, weil sie gerade ihren Panama-Reiseführer* veröffentlichte. Im Gegensatz zu mir, hat Anna volles Risiko auf sich genommen und das Layout von einer Designerin machen lassen. Eine weitere Besonderheit bei ihr war, dass sie gleich 1000 Stück drucken ließ. Auch den Versand über Amazon hatte sie an ein Unternehmen ausgelagert, dass die Bücher einlagert und portionsweise an Amazon sendet bzw. den Versand übernimmt, wenn sie über ihren Webshop eines verkauft. Bestimmt etwas, was für mich zunehmend interessanter wird.
Wenn alles mal gar nicht so gelaufen ist, wie ich es mir vorgestellt hatte, bin ich nicht so leicht unter zu kriegen und geben nicht so schnell auf. Auch wenn ich zugeben muss, dass ein Teil in mir mit der Option A (alles hinschmeißen) liebäugelte. Viel mehr spornt es mich weiter an, nach Lösungen zu suchen und neue Wege einzuschlagen. Angeregt durch Annas Weg fing ich an eine Kombination aus B (neuen Druckauftrag absetzen und hoffen, dass die Bücher dann noch vor Weihnachten bei Amazon verfügbar sind) und C (1000 Stück im Ausland drucken) anzuvisieren.
Mehr als Verlag denken
Da ich, seit ich ein Gewerbe angemeldet hatte, ja nun nicht mehr primär als Autor agiere, sondern auch als Verlag auftrete, muss ich etwas umdenken. Früher haben mich nur die Bruttopreise interessiert, jetzt sind die Nettopreise für mich relevant. Was gerade Druckereien, die in Nachbarländern angesiedelt sind, interessant für mich machen, denn da beträgt die Mehrwertsteuer nämlich 0%, sofern ich eine Umsatzsteueridentifikationsnummer vorweisen kann, die ich zurzeit noch nicht habe. Ohne UstID kann ich dort nicht bestellen, weil ich sonst die Umsatzsteuer nicht zurückbekomme und die beträgt je nach Land bis zu 22%.

Warten auf die UstID
Das Beantragen der UstID beim Bundeszentralamt für Steuern klappte nicht. Im Fragebogen zur steuerlichen Erfassung für Einzelunternehmen, den ich online bei ELSTER ausgefüllt hatte, hatte ich angekreuzt, dass ich eine UstId haben möchte. Auch die telefonische Nachfrage bei meinem Finanzamt war wenig hilfreich. Anscheinend hatte man auch nach 1,5 Monaten noch nichts in die Wege geleitet. Ich sollte per Mail nochmal einen Antrag stellen, was ich auch promt tat. Um es vorweg zu nehmen, ich warte nach fast vier Monaten immer noch auf meine UstID:-(
Zumindest kam zum Jahreswechsel Post von der IHK. Zum Glück liege ich mit meinem Umsatz weit unter den Grenzen, wo man beitragspflichtig wird. Mit ein paar Kreuzchen kann man sich also von diesen Beiträgen befreien. Mit den Verkäufen bekommen ich zwar die Kosten für den VLB-Eintrag rein, zusätzlich Aufwände wären zurzeit noch ein KO-Kriterium für mich.
Anfragen bei Druckereien
Der Druck von kleinen Auflagen, also bis 300 Stück ist verhältnismässig teuer. Erst ab 750 Stück aufwärts, kommt man zu Stückpreisen, die bei 4 – 5 Euro pro Buch liegen, bei meinen doch etwas gehobenen Anforderungen. Um also einigermaßen profitabel wirtschaften zu können, musste ich mich nach einer Druckerei umsehen, die die 320 Seiten im Farbdruck und mit Fadenbindung erstellen können und eher 4 Euro verlangen. Dazu habe ich Druckereien im In- und Ausland angeschrieben und mir Angebote erstellen lassen. Das Ergebnis war ernüchternd! Gerade die deutschen Druckereien schnitten dabei unterirdisch ab. Entweder konnten sie keinen Farbdruck oder keine Fadenbindung und wenn sie beides konnten, so erstellten sie allen Ernstes Angebote, wo der Druckpreis für ein Taschenbuch zwischen 50 und 60 Euro pro Stück lag, und das bei einer Auflage von 1000 Stück!
Übrig blieb nur noch meine Druckerei, bei der ich bisher gedruckt habe und eine in Slovenien, die ich über Anna empfohlen bekommen habe. Einen Haken hat der Druck in großer Auflage aber, er wird nicht im Digitaldruck durchgeführt, sondern im Offsetdruckverfahren. Beim Digitaldruck kann ich meine PDFs im RGB-Farbraum abliefern, beim Offsetdruck muss ich alles in CMYK konvertieren. Also alle verwendeten Bilder und Textfarben müssen umgewandelt werden, wozu mir aber die notwendige Software fehlte.
Bei der Aufbereitung der Druckvorlage bekam ich hilfreiche Unterstützung von Guido Seidler, der bei uns in Lindenfels Werbegestaltung betreibt. Er bot mir an die Konvertierung zu übernehmen. Jetzt fehlte also nur noch die UstId und jemand der für mich den Verkauf bei Amazon erledigt.
Ein Amazon-Dienstleister muss her
Wenn man mehr als zwei Bücher die Woche bei Amazon verkaufen möchte, muss man Prozesse optimieren. Bei mir haberte es gleich an mehreren Stellen:
- Da ich keine UstId habe, kann ich nicht die automatische Rechnungserstellung durch Amazon verwenden. D.h. ich muss pro Verkauf eine Rechnung erzeugen und zu Amazon hochladen.
- Bei Verkäufen unter 50 Stück pro Monat lohnt sich der Amazon-Powerseller-Account nicht, das belastet mich mit höheren Verkaufsgebühren.
- Wenn man nicht Powerseller ist, berechnet Amazon dem Kunden immer 3 Euro Versandgebühren. Kostenloser Versand ist nicht erlaubt.
- Man muss die Verkaufszahlen ständig im Blick haben, um im richtigen Augenblick eine Nachlieferung an Amazon zu schicken. Ansonsten kann man auch gleich eine große Menge einlagern, muss dann aber mit höheren Lagergebühren rechnen.
Beim Verkauf über meine Website habe ich folgende Problem:
- Die Rechnung erstellen und per Mail an den Kunden senden.
- Das Buch verpacken und zur Post bringen.
- Während ich verreist bin, kann ich keine Bücher verkaufen.
Abhilfe schafft in solchen Fällen ein Dienstleister, der sich auf den Verkauf bei Amazon spezialisiert hat. Diese Dienstleister verfügen in der Regel auch über Tools, um ihre Produkte mit geeigneten Keywords für die Suchmaschinen auszustatten. Ein weiter Vorteil ist, dass sie als Zwischenhändler auftreten. Für mich würde das bedeuten, dass ich nicht mehr direkt an alle Käufer eine Rechnung stelle, sondern nur noch einmal eine Rechnung über z.B. 15 Bücher an den Dienstleister. Die Bücher werden beim Dienstleister gelagert, somit hätte ich nicht das Problem, wo ich mir zuhause 1000 Stück hinpacke. Ein weiterer Vorteil ist, dass man beruhigt in den Urlaub fahren kann, denn der Dienstleister kümmert sich um den Versand von Bestellungen, die direkt bei mir eingehen. Ich muss also nur Internet haben und kann alle notwendigen Dinge in die Wege leiten.
Auf Empfehlung und von anderen Autoren
Gleich von drei Leuten wurde mir immer wieder SW-Commerce empfohlen, die sich um Einlagern, Versand und Amazon-Abwicklung kümmern würde. Melissa von Indojunkies hat ihren Bali-Bestseller* dort, Tobias von Home is where your backpack is hat seine Thailand-Buch* auch dort und dann kam noch Anna von Blog auf Meer an und empfiehlt mir genau diesen Dienstleister. Also schickte ich Stefan Engel von SW-Commerce ein Mail und wir verabredeten uns zu einem Skype-Call.
Er war mir sofort sehr sympathisch und nach 1,5 Stunden Gespräch, war alles in trockenen Tüchern und das weitere Vorgehen festgelegt. Die nächsten 50 Bücher würden also dort ins Lager gehen.
Schlamperei bei Amazon
Bevor ich mir 1000 gedruckte Bücher ans Bein binde, was ja mit 5000 € eine Menge Geld ist, wollte ich also nochmal einen Amazon-Test durchführen. Durch Maschinenprobleme in der Druckerei konnte ich erst am 1. November meinen Druckauftrag absetzen. Ich lies die nächste Auflage von 50 Stück direkt an das SW-Commerce-Lager liefern. Dummerweise kamen aber nur 48 Stück dort an. Dafür war der Versand an Amazon aber schneller dort eingelagert, als bei meinen Versuchen. Sobald der Artikel als Prime verfügbar war, verkaufte er sich ganz gut.
Aber dann lief irgendwas schief…
Die Nachlieferung wurde einfach nicht bei Amazon eingelagert. Mehrere Nachforschungsanträge blieben ergebnislos. Fast sah es so aus, als wäre eine weitere Lieferung meines Reiseführers verschollen, irgendwo beim Wareneingang von Amazon. Das komplette Weihnachtsgeschäft ist dadurch spurlos an mir vorübergegangen, denn ohne Prime kaufen die Leute einfach nicht, obwohl der Versand kostenlos ist, wenn das Buch über SW-Commerce versendet wird. Also genau die gleiche Erfahrung, die ich auch schon machen durfte, als ich noch selbst bei Amazon verkauft habe.
Es grenzte schon fast an ein Wunder, aber Mitte Januar war das Buch endlich mit Versand durch Amazon und Prime verfügbar. Das Ranging war aber inzwischen jenseits von Gut und Böse. Die Erfahrungen der letzten Wochen, hatten mich erstmal ziemlich ernüchtert.
Auch wenn ich jetzt die UstID bekommen würde und eine Druckdatei in CMYK hätte, weiß ich nicht mehr, ob ich mir eine solch große Investition ans Bein binden sollte. Die 750 Stück müssen sich auch erstmal verkaufen und verlässliche Verkaufswerte habe ich immer noch keine. Aus diesem Grund habe ich jetzt erstmal 50 weitere Bücher für teuer Geld drucken lassen.
Auf zu neuen Herausforderungen
Da ich seit November ja nicht mehr so viel rund ums Buch machen muss, habe ich mir ein paar neue Herausforderungen, als Autor und Verlag gesucht. Darüber werde ich dir in meinem nächsten Artikel erzählen. Ansonsten gibt es immer was zu tun oder neue Dinge zu lernen.
Gewerbesteuererklärung
Meinen Weihnachtsurlaub hab ich damit verbracht herauszufinden, wie man die Amazon-FBA-Verkäufe richtig in die Gewerbesteuererklärung einträgt. Ich hatte gehofft, dass ich einfach die Beträge, die auf meinem Konto eingegangen sind oder die monatlichen Amazon-Abrechnungen, eintragen kann, aber weit gefehlt. Am Ende musste ich für jeden Verkauf eine Einnahme mit 7% erfassen und eine Ausgabe mit 19% für die ganzen Amazon-Gebühren. Noch heftiger war es für Verkäufe über mein Verkaufsportal bei elopage. Dort habe ich ja Verkäufe für 7% beim Buch, 19% beim eBook und 0% z. B. in die Schweiz. Die Ausgabenseite hingegen hat im schlimmsten Fall zwei Positionen: 19% für die Verkaufs- und Zahlungsanbietergebühren und 0% für die PayPal, wenn jemand damit bezahlt hat.
Buchpreissenkung für eBooks
Was für ein Glück, dass die eBooks ab 2020 für 7% verkauft werden dürfen! Diese Ermäßigung habe ich gleich an meine Käufer weitergeben und das eBook um 1 € im Preis gesenkt. Dummerweise unterliegen in Deutschland Bücher ja dem Preisbindungsgesetzt. Infolge dessen durfte ich im VLB, auf elopage, Amazon Kindle Direct Publishing*, GoogleBooks und bei Feiyr meine Preise ändern. Auch wenn die Veröffentlichung über Feiyr in der Vergangenheit nicht ganz reibungslos verlaufen ist, so war jetzt der Preis schnell angepasst und findet so seinen Weg zu den ganzen Online-Buchportalen wie tolino, iBooks, buecher.de und wie sie alle heißen.
Rückblick
Wenn ich jetzt auf meinen inzwischen schon dreijährigen Weg als Autor und Verlag zurückblicke, so kann ich eines sagen: Finanziell lohnt es sich überhaupt nicht!
ABER: die ganzen Dinge, die ich bisher lernen durfte, die Herausforderungen, die ich meistern musste, die Rückschläge, die ich einsteckten musste, all das hat etwas mit mir gemacht. Diese Erfahrungen haben mich persönlich irgendwie weitergebracht. Aber am schönsten ist die Erfahrung, anderen Menschen helfen zu können. Das Feedback, was ich bekam, hat mich motiviert weiterzumachen, nicht aufzugeben und immer einen Weg zu finden, der mich meinem Ziel etwas näher bringt.
Wie siehst Du das?
Hast Du auch schon mal mit dem Gedanken gespielt ein Buch zu schreiben?
Hast Du ein Hobby, was Dir sehr viel Spaß macht und irgendwas hält Dich zurück ein Gewerbe zu gründen oder Dich selbständig zu machen?
Es wäre schön, wenn Du mir mal etwas über Dein Herzensprojekt schreiben würdest, vielleicht kann ich Dich ja irgendwie unterstützen.
Wow, ich hatte ja keine Ahnung was alles hinter dem Vertrieb eines Reiseführers steckt. Ich hab zwar in der Vergangenheit immer mal wieder was von dir gelesen und mir gedacht, “ah okay, gar nicht so einfach”, aber einen so riesengroßen Prozess hätte ich nicht vermutet.
Danke, dass du durchhältst, ich mag deinen Guide super gerne!
Weiterhin ganz viel Erfolg!
Liebe Grüße
Isa
Vielen Dank liebe Isa!
Zum Glück habe ich es auch zuvor nicht gewusst;-) Aber inzwischen weiß ich, wie aufwendig die einzelnen Schritte sind und was sich dahinter verbirgt, wenn man mal an der Oberfläche kratzt.
Mein Verständnis für Verlage, Buchhändler und Amazon-Marketplace-Händler ist größer geworden, da ich erst jetzt Aufwand und Kosten richtig einschätzen kann. Die Macht, die Amazon auf unserem täglichen Konsum ausübt, sehe inzwischen sehr kritisch. Aus eigener Erfahrung weiß ich jetzt, wie Amazon arbeitet, um ein Maximum für sich rauszuholen.
Zum Glück muss ich mir damit nicht ernähren. Für mich ist es immer noch ein Herzensprojekt und ich freue mich viel mehr über ein nettes Feedback, als über die paar Euro Gewinn, die ich mit dem Buch vielleicht mache.
Liebe Grüße
Alex
Liebe Alex.
Vielen Dank für deine Erwähnung. <3
Ich freue mich dich damals angeschrieben zu haben 🙂 . Es ist schön sich auf solch einem Weg begleiten zu können und voneinander zu lernen oder sich zu helfen. Ich kenne ja deinen steinigen Weg schon aus unseren Mails. Unglaublich und bewundernswert welche Ausdauer du zeigst. Danke, dass du den nicht einfachen Weg eines Selbstverlages auch mal öffentlich beschreibst. Mach weiter so und ich wünsche dir viel Erfolg und v.a. viele glückliche Leser und hoffentlich bald mal deine USt-ID… Das geht doch echt nicht.
Wir hören uns ja bestimmt bald.
Lieben Gruß,
Anna
Liebe Anna,
vielen Dank für Deine Unterstützung! Durch das Dokumentieren meines Weges konnten schon einige was rausziehen und es haben sich sehr nette Kontakte ergeben;-) Deine Unterstützung hat mich wieder ein paar Schritte weiter gebracht, auch wenn ich gehofft habe, schon weiter zu sein. Aber das ist auch eine Sache die ich lernen durfte. Es geht halt immer nur in kleinen Etappen voran, aber geht voran.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall weiterhin viel Erfolg mit Deinem Buch!
Liebe Grüße
Alex
Hallo, gibt es SW-Commerce noch?
Lieber Stephan,
ja SW Commerce gibt es noch! Die versenden immer noch fleißig und zuverlässig meine Bücher.
Wenn ich Dir die Kontaktdaten geben soll, dann sag Bescheid.
Liebe Grüße
Alex
Hallo Alex,
sehr interessanter Bericht. Ich hatte ja auch mal die Idee, ein Buch mit den Stories aus meinem Blog zu veröffentlichen. Hab mir mal die Preise durchgesehen und entschieden, es dann doch nicht zu machen.
Liebe Grüße aus Irland
Markus
Danke Markus!
An Deiner Stelle würde ich nicht zu schnell den Kopf in den Sand stecken. Wenn Du möchtest, dann können wir uns gerne mal tiefergehend austauschen. Vielleicht gibt es auch für Dich eine Möglichkeit zur Buchveröffentlichung, ohne dass Du gleich abgezockt wirst oder Dich in Unkosten stürzen musst.
Melde Dich einfach bei mir.
Liebe Grüße
Alex